Krise in Frankreich: Eine alleinerziehende Mutter berichtet

« Meine Regel: Zuerst die Miete »

kredit krise in frankreich eine mutter berichtetFolgender Artikel wurde Anfang April in der französischen Tageszeitung „Le Liberation“ abgedruckt. Er zeigt das Beispiel einer alleinerziehenden Mutter in Paris.

Im Viertel „les Francs-Moisins, à Saint-Denis“ gibt es sehr viele alleinerziehende Mütter wie mich, welche sich in einer sehr schwierigen Situation befinden. Wir müssen uns immer entscheiden, ob wir die Miete bezahlen, Essen kaufen, oder uns pflegen. Wenn man sich voll Schamgefühl an Hilfseinrichtungen wendet, welche Essen anbieten, erhält man oft die Antwort, dass man zu viel verdient.

Nachdem ich meine Arbeit als Amtsgehilfin letztes Jahr verlor, komme ich nicht mehr klar. Es gibt allerdings nicht viel Unterschied. Zuvor verdiente ich 1.200 Euro monatlich, nun erhalte ich 998 Euro Arbeitslosengeld. Die Miete beträgt 581 Euro monatlich – die bezahle ich zuerst. Mit den Unterstützungen erhalte ich 320 Euro mehr. Ich habe sehr viele Leute um mich herum gesehen, die aufgegeben haben und nichts mehr bezahlt haben und somit auf der Straße landeten. Danach muss man noch den Strom bezahlen (75 Euro) und das Internet (40 Euro), das muss mit jugendlichen Kindern einfach sein. Und ich muss gestehen, ich habe auch noch einen Kredit: den Konsumkredit (120 Euro pro Monat). Danach bleibt nicht wirklich etwas übrig.

Alimente? Mein Ex ist arbeitslos, er hat nicht mal eine eigene Wohnung. Ich kann ihn daher um nichts fragen. Es ist schwer, den Kindern zu erklären, dass man sich einschränken muss. Die Kinder sind zu alt für die „schönen Ferien“ der CAF (Familienkasse für Kindergeld, Wohngeld und weitere Sozialleistungen). Ich habe Angst, nie wieder richtige Arbeit zu finden. Ich bin Teil jener Personen, die keiner will. Bei der Arbeitsmarktstelle geben sie mir höchstens für einige Stunden einen Putzjob. Sie sehen nicht ein, dass es nicht rentabel ist, durch ganz Paris zu fahren, um zwei Stunden für 7,50 Euro irgendwo zu putzen. Letztes Monat haben sich zwei Frauen in unserem Viertel umgebracht, weil sie keinen Ausweg mehr wussten.“

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