Norwegen: Verzockte Kredite werden zurückgezahlt!

Norwegen: Verzockte Kredite werden zurückgezahlt!

13 „Mini-Gambler“ bekommen die Millionen zurück, die sie verloren hatten.

norwegian money norwayIm Juli dieses Jahres wurde in Norwegen endlich das Urteil in dem Prozess gefällt, den 13 Privatpersonen unter anderem gegen die Gesellschaft Fund Management Group (FMG) geführt haben. Sie verlangten die Erstattung ihrer Verluste geknüpft an Investitionen in strukturierte Sparprodukte. Die Kläger haben bereits seit 2008 versucht, FMG vor Gericht zu bringen.

Das Gericht Oslo beschloss, dass die Kläger ein Recht darauf hätten finanziell so dazustehen, als ob sie ihre Investitionen nie getätigt hätten – und sie bekommen deshalb zwischen 109.000 und 725.000 Kronen (durchschnittlich 419.000) Ersatzleistung. Zusammen erhalten sie 5,4 Millionen Kronen zurück, plus eine Million Zinsen. Außerdem werden die Verfahrenskosten (3,5 Millionen) ersetzt.

Die Mehrheit der drei Richter, der Vorsitzende und ein fachkundiger weiterer Richter erklärten, dass die Produkte, in die die Personen investierten, nicht die geringste Chance hatten, einen Gewinn zu erzielen, der das Risiko rechtfertigen würde. Im Urteil heißt es: „Es war nicht ganz unmöglich, dass das Produkt einen bedeutsamen Gewinn erzielen könnte, etwa wie in der Broschüre beschrieben. Aber dies würde einen ununterbrochenen Anstieg voraussetzen, so dass die Wahrscheinlichkeit hierfür als äußerst klein bezeichnet werden muss“. Wie klein genau die Chance auf bedeutsamen Gewinn war, wollte das Gericht nicht nennen, aber schreibt im Urteil dass „…[sie] so gering [war], dass nach Meinung der Mehrheit der Geschworenen niemand der Kläger die Investition getätigt hätte, wenn er das verstanden hätte. Auch die Wahrscheinlichkeit, den Gewinn eines gewöhnlichen Sparbuchs zu übertreffen, war gering“.

Das Gericht kam überein, dass die folgende Beschreibung auf die 13 Personen zutrifft: „Die Bezeichnung „gewöhnliche Kleinsparer“ ist irreführend für die dreizehn Kläger in diesem Prozess, da alle die Investition mit Krediten finanzierten, und mehrere unter ihnen können nicht „gewöhnliche Kleinsparer“ genannt werden. Sie könnten vielleicht „Klein-Gambler“ genannt werden, aber dies ist ein ungewöhnliches Wort und etwas zu tendenziös.

„Gewöhnliche Investoren“ ist eine passende Bezeichnung, die die meisten Menschen gebrauchen würden. Die Kläger sind gewöhnliche Menschen, die verschiedene Methoden ausprobierten, um ihre finanzielle Situation zu verbessern“.

Und das Urteil kann aus diesem und aus anderen Gründen für viele interessant sein, meint Anwältin Solveig Ingeløv Lindemark von der Kanzlei Ræder, die die 13 vor Gericht vertrat.

Erstens überträgt das Gericht die Verantwortung für den Verkauf des Produktes und die Finanzierung mit Krediten der ausstellenden Institution, sogar wenn diese die Produkte nicht selbst verkauft haben, sondern dies anderen Ratgebern und Agenten überlassen haben.

Zweitens hat das Gericht bestimmt, dass die Ansprüche nicht verjährt sind, da wesentliche Dokumente nicht vor März dieses Jahres aufgetaucht sind, erklärt sie. Dies bedeutet, dass mehr als 600 andere Kunden, die dasselbe Produkt gekauft haben, von dem langjährigen Kampf der 13 profitieren können.

Der Kampf für die Klägerschaft ist aber wahrscheinlich noch nicht vorbei, da FMG bis 15. September Einspruch erheben kann. Der Rechtsanwalt der Firma, Tore Jarl Hjelseth will jedoch noch nicht mehr darüber sagen. Er verschweigt jedoch nicht, dass FMG sehr verärgert und überrascht über das Urteil ist. Er meint, dass selbst erfahrene Investoren fast von jedem Risiko befreit würden, wenn dieses Urteil bestehen bleibt. FMG und Hjelseth bemerken auch, dass einer der drei Richter FMG freisprechen wollte. Dieser betonte, dass FMG klare und relevante Warnungen über die verschiedenen Risiken des Produkts in ihrer Broschüre veröffentlichte.

Danske Bank AS, Fokus Bank und Bn Bank ASA wurden aufgrund ihrer Rolle als Darlehensgeber verklagt, wurden jedoch freigesprochen.

Bild: © Maggern | Dreamstime.com