10 Jahre als Mikrokredit Anbieterin in Niger

Eine erfolgreiche Afrikanerin plaudert über ihr Leben

Interview mit einer Karrierefrau aus Nigeria, die 10 Jahre im Sektor der Mikrokredite für den ländlichen Raum in einem afrikanischen Land tätig war. Heute ist sie in Brüssel als Beamtin für die europäisch-afrikanische Zusammenarbeit zuständig. Die gebürtige Nigerianerin war ebenso als Diplomatin aktiv und kann, trotz ihres jungen Alters bereits auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken.

Welche Schulausbildung haben Sie genossen?
Ich habe in Brüssel im Französischen Gymnasium das Abitur abgeschlossen. Danach habe ich in Belgien an der Universität ULB studiert und Diplome im Bereich internationale Politik, Entwicklungspolitik und sowie Politikwissenschaft und internationale Beziehungen erhalten.

Warum sind Sie in den Mikrokreditmarkt eingestiegen und später Diplomatin geworden?
Es waren viele verschiedene Gründe. Ich habe mich immer schon für schwierige Diskussionen, Verhandlungstechniken und das Lösen von Konflikten interessiert. Außerdem kenne ich einige Banker sehr gut.

Was hat Ihre Karriere beeinflusst?
Dank des Außenministers in Nigerias habe ich ein Stipendium für meine erste Hochschulausbildung erhalten. Da hat meine Karriere begonnen. Zu diesem Zeitpunkt war die Entscheidung noch nicht fix gewesen, da ich mich auch sehr für Literatur und Malerei interessierte. Meine Familie hat mir aber auch den Rat gegeben, in die Wirtschaft zu gehen. Nach meinem Zivildienst bin ich zum Kunstministerium gekommen und wurde dort „an der Hand genommen“. Ich hatte fordernde Vorgesetzte, die mich dazu brachten, das Beste zu geben. So habe ich gelernt, die Arbeit zu schätzen und lernte Verhandlungsmethoden und –strategien kennen. Einer meiner früheren Arbeitgeber hat mich dazu gebracht, mehr Erfahrungen zu machen, die nötig waren, um gut zu werden. Er meinte „wir müssten andere Länder kennen lernen, um Niger zu kennen.“ Da sich die Gelegenheit geboten hat, habe ich fast 10 Jahre mit Frauen im ländlichen Bereich in einem Mikrokreditunternehmen gearbeitet. Das hat es mir ermöglicht, eine umfassendere Sicht meiner Arbeit zu erhalten.

Können Sie uns einen Überblick über Ihre nationale und internationale Berufserfahrung geben?
Seit April 2008 bin ich in Brüssel beschäftigt als Beamtin für die Partnerschaft Afrika/ EU. Davor war ich in Niamey in einem Entwicklungsprogramm als Sozialwissenschaftlerin angestellt. Davor war ich die Leiterin des Außenministeriums. Zudem war ich Teil des Projektes PPOAF (Förderung der Organisation von Aktivitäten für Frauen) der EU in Niamey. Angefangen hat meine Karriere 1984 als Beamtin im Außenministerium.

Welche Schwierigkeiten haben sich während Ihrer internationalen Amtszeit ergeben und welche Faktoren haben die Arbeit erleichtert?
Die meisten Schwierigkeiten gab es aufgrund der Arbeitssprache. Großteil der Arbeit geschieht auf Englisch. Man muss sich an verschiedene Arbeitskollegen gewöhnen und auch in verschiedensten Arbeitssituationen zurechtkommen, was oft fordernd und stressig sein kann. Aufgrund der sozio-kulturellen Unterschiede hatte ich öfter Probleme. Aber insgesamt schätze ich die Arbeit in dieser so fordernden und reichen Umgebung. Erleichtert wurde die Arbeit durch meine Flexibilität, meine Vielseitigkeit und meine rasche Anpassungsfähigkeit und Kontaktaufnahme. Zudem habe ich eine Abneigung gegen Konflikte und versuche immer, so einvernehmlich wie möglich Lösungen für Konflikte zu finden. Dies muss man in meinem Arbeitsbereich aufweisen können.

Was haben Sie aus Ihrer Tätigkeit gelernt?
Es ist wichtig, eine Vision zu haben, eine Mission zu verfolgen und das Beste aus allem zu machen.

Welche Rolle spielte Niger in ihrer Karriere als Diplomatin?
Das Gefühl, dass Afrika und Niger eine große Ungerechtigkeit widerfährt, da viele Menschen ein falsches Bild davon haben. Ich versuche, die Menschen darauf aufmerksam zu machen. Wenn mich zum Beispiel jemand auf meinen nigrischen Schmuck anspricht, erkläre ich ihm 10 Minuten (speziell in Belgien), wo dieser Schmuck herkommt, wo das Land liegt und wie unterschiedlich die Kultur ist etc. Es ist ein Reflex geworden und ich bin überzeugt, dass Kommunikation als gute Diplomatin wichtig ist. Niger ist eine Herausforderung, da es viele Barrieren für die wirtschaftliche Entwicklung, Sicherheit im Land und die Demokratie gibt.

Welche Werte haben Sie in Ihrem Weg geleitet?
Die Liebe zur Arbeit, die fordernde Arbeit als Diplomatin und das Gefühl, dass man etwas Nützliches für sein Land macht.

Was können Sie heute über die Diplomatie in Niger, Afrika und weltweit sagen?
Was Niger betrifft, gab es viele schwierige politische Diskussionen in der Europäischen Union. Was ich sehr begrüße, ist dass solche Verhandlungsrunden nicht nur von Diplomaten geführt werden, sondern auch von Vertretern unterschiedlichster Institutionen und Strukturen, die oft mehr dazu beitragen als die Diplomaten selbst. Es ist also eine aktive Diplomatie, die versucht, allen Herausforderungen gut zu begegnen (Nahrungsmittelkrise, Sicherheit, Integration etc.).
Was Afrika betrifft, kann man sagen, dass dieser Kontinent stetig aufsteigt und auch international mehr an Bedeutung gewinnt. Daher muss er auch gleich wie alle anderen in weltweiten Diskussionen vertreten sein. Afrika hat aber in letzter Zeit viele Partnerschaften geschlossen und wird mehr und mehr in die Weltpolitik integriert.

Was denken Sie über die Diplomatie in Niger? Inwiefern hilft sie der Bevölkerung generell sowie auch der nigrischen Diaspora?
Eine effiziente Diplomatie hilft dabei, politische, wirtschaftliche, soziale sowie kulturelle Ziele des Landes zu erreichen. Dabei sollen die Risiken so minimal wie möglich gehalten werden. Unsere Diplomatie strebt Frieden, Sicherheit, gute Nachbarschaft, Mobilisation von externen Ressourcen und im Allgemeinen eine sozio-ökonomische Entwicklung Nigers an. Was die Diaspora betrifft, profitiert sie insofern von der Diplomatie als dass die Beziehungen zwischen Niger und dem Aufnahmeland verbessert werden. Ich habe aber das Gefühl, dass das Fehlen von Informationen und der geringe Kontakt zwischen der Diaspora und dem MAEC (zuständig für Auslandsangelegenheiten) dazu führt, dass nicht das gesamte Potential in der Zusammenarbeit ausgeschöpft werden kann.

Welchen Rat können Sie jungen Nigerianern geben, die in Ihnen ein Idol sehen?
Dass sie Vertrauen zu sich selbst finden und nicht pessimistisch sind. Sie müssen begreifen, dass unser Kontinent im Vormarsch ist. Das heißt, sie sind die Zukunft. Sie müssen trotz aller Schwierigkeiten eine gute Bildung erhalten und in ihr Studium investieren, da dies für die Entwicklung unseres Landes wesentlich ist. Sie müssen auch bei der Mobilmachung der Bevölkerung mithelfen. Es sind die Nigerianer selbst, die die Zukunft von Niger bestimmen und kein Entwicklungspartner oder technischer Partner, der nicht im Land selbst ist, würde sich die Zukunft des Landes so zu Herzen nehmen wie die jungen Menschen, die dort leben.

Haben Sie Lösungen, Projekte oder Pläne, um der nigerianischen Diaspora zu helfen?
Für mich haben die Menschen in der Diaspora eine wichtige Entscheidung getroffen, nämlich jene, etwas zu unternehmen, um ihre Situation zu verbessern. Für jene, die im Land geblieben sind, ist dies sehr hilfreich, da Ressourcen gewonnen werden, um die Bedürfnisse des Landes zu decken. Die Diaspora unternimmt viele Projekte und Pläne, um dem Land zu helfen. Ich habe keine wirkliche Lösung, aber einige Lösungsansätze. Es ist wichtig für die Menschen in der Diaspora, eine stabile und rechtliche Situation im Aufnahmeland zu erhalten. Dies erlaubt ihnen auch auf langfristig, Entwicklungsprojekte durchzuführen. Die Struktur und Organisation ist für die Partnerschaft besonders bedeutend. Eine wichtige Partnerschaft derzeit wurde zwischen der afrikanischen Union und der Europäischen Weltbank geschlossen. Dies ermöglicht die finanzielle Unterstützung der afrikanischen Diaspora. Es ist ein sehr wichtiger Teil in der Entwicklung und ich denke, dass die Diaspora unbedingt ihre eigenen Ideen einbringen sollen.

Bild: © Stephen Coburn | Dreamstime.com

1 Kommentar

  1. Es wäre schon interessant, wenigstens den Namen der Frau zu erfahren, wenn schon nicht mehr an Einzelheiten über die „erfolgreiche Afrikanerin“. So tut das der Glaubwürdigkeit des Beitrags nicht unbedingt gut…

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