Profitiert Deutschland vom Euro?

Zu leichtfertige Kredite? Zu wenig Chance auf Nachhaltigkeit?

Schon immer hat Deutschland eine vorherrschende Stellung innerhalb Europas gehabt, die nur durch die Niederlage 1945 unterbrochen wurde. Auch jetzt heißt es von manchen Seiten, dass Deutschland durch den Euro als Gemeinschaftswährung am meisten gewinne. Das stimme so aber nicht, meint Richard Swartz, denn am meisten profitiere Deutschland bzw. der deutsche Export eigentlich vom gemeinsamen Markt. Andere Länder bekamen durch den Euro erstmals in ihrer Geschichte die Chance, ihr Zinsniveau an das deutsche anzunähern und somit ihre Wirtschaft nachhaltig zu beleben und Schulden abzubauen. Eine Chance, die jedoch nicht wirklich wahrgenommen wurde. Stattdessen wurde das Geld in Konsum und Gehaltserhöhungen gepulvert. Damit war die Chance verspielt, die in dieser Form so schnell sicher nicht wieder kommt.

Nun befinden sich jene Länder, die sich scheinbar lieber dem „schönen Leben“ hingegeben haben als ihre Schulden abzubauen, in einem finanziellen Engpass, den Brüssel als „vorübergehend“ abzuschwächen versucht. Riesige „Kredite“ werden den maroden Ländern von den übrigen Ländern zu Verfügung gestellt und man hofft, diese irgendwann gegen einen kleinen Zins zurückgezahlt zu bekommen. Swartz meint, dass Griechenland total bankrott ist und man daher nicht zu stark darauf hoffen sollte, dieses Geld jemals wieder zu sehen. Ähnlich gehe es Irland und Portugal. Nur traue sich das keiner in dieser Form offen zu sagen. Im Prinzip sind es nur Deutschland und ein paar der nordischen Länder, die die finanzielle Verantwortung für die „Gemeinschaft“ tragen. Ein nordisches Land hat erst kürzlich seinem Unmut Ausdruck verliehen und dafür heftige Kritik geerntet. Natürlich, für unsere Gemeinschaftswährung verheißt es nichts Gutes, wenn der Reihe nach Länder zahlungsunfähig werden und ihnen anschließend womöglich Kredite seitens der anderen EU-Länder verweigert würden.

Man hofft wohl nach wie vor auf eine kommende Hochkonjunktur und zwingt die Sündenböcke zum Sparen (etwas, das sie bereits vor langer Zeit hätten tun sollen). Ein nachhaltiges Wachstum, das sich selbst tragen kann, ist unentbehrlich für die Sicherheit des Euros und damit die Zukunft der EU. Bleibt nur die Frage, ob die Krisenländer dazu in der Lage sind, und in Zukunft bzw. auf Dauer dazu bereit sein werden. Denn wie sollen sie jetzt etwas schaffen, das sie zuvor unter besseren Bedingungen nicht geschafft haben?

© Photographer: Franz Pfluegl | Agency: Dreamstime.com