Krise in Portugal: Kredite gewährt, aber dafür Goldreserven verkaufen?

Portugal bekommt den Rettungsschirm genehmigt, dafür erachten aber auch viele Länder, dass sie dafür besonders viel mitzureden haben, was die Finanzen und die daraus resultierende Rettung des Landes anbelangt. Deutschland fordert, dass Portugal die eigenen Goldreserven verkaufen solle. Denn bevor man Geld von anderen nehme, solle man zuvor alle eigenen Möglichkeiten ausschöpfen.

Die Rede ist von 382 Tonnen Gold im Wert zwischen 10 und 20 Mrd. Euro. Dies wären damit angeblich die größten Goldreserven der gesamten EU. Doch gemäß den Richtlinien der portugiesischen Notenbank dürfen die Einnahmen aus solchen Verkäufen nicht unmittelbar in den Haushalt oder in die Begleichung von Schulden fließen, sondern müssen zuerst auf ein eigenes Reservekonto eingezahlt werden.

Trotz dieser ominösen Reserven benötige Portugal eine höhere Kreditsumme vom Hilfspaket als bisher angenommen, nämlich statt 80 mehr als 100 Mrd. Euro. Die immensen angesprochenen Goldsummen gehen auf die Zeit Diktators António de Oliveira Salazar zurück, der einen Teil der Staatseinnahmen zu seiner Zeit in Gold umschichten ließ, allen voran während des Zweiten Weltkrieges. Unter Berücksichtigung der Goldreserven stehe Portugal nun jedoch wesentlich besser dar, als angenommen, so Rob Carnell, Chefökonom der ING-Bank. Durch einen gezielten Verkauf könne das Land einen Teil seiner Schulden erheblich reduzieren und somit auch seinen Bedarf an Krediten.

Auf der anderen Seite sieht es für Griechenland weniger „goldig“ aus. Das Land könnte kurz vor einer Umschuldung stehen. Um dem zuvorzukommen, will Griechenland versuchen, längere Rückzahlungsfristen sowie niedrigere Zinsen für die Hilfskredite zu bekommen.

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