„Bank zu sein ist manchmal gar nicht leicht“
Die Wirtschaftskrise der letzten Jahre ist auch an den Banken nicht spurlos vorübergegangen. Die schwierige Konjunktur hat auch vor dem Bankenbereich nicht haltgemacht, neue Sparkurse wurden notwendig, und die Gewinnzahlen ließen ebenfalls zu wünschen übrig.
„Gerade das starke österreichische Engagement in Osteuropa ist seit der Wirtschaftskrise für die Banken eine schwere Belastung geworden“, weiß Andreas B., seit nunmehr 17 Jahren Banker. „Die Wirtschaftskrise hat natürlich auch dort zugeschlagen, und Österreich ist in Osteuropa mit Abstand der größte Investor.
Manche Experten meinen, wir sitzen dort auf einer riesigen Ladung fauler Kredite. Der Gedanke macht natürlich schon ein flaues Gefühl, irgendwie.“
Aber auch im innerösterreichischen Markt hat die Krise ihre Spuren hinterlassen. „Man spürt natürlich die Veränderungen, die über uns hinweggehen. Es müssen Kosten gesenkt werden, gleichzeitig brauchen die Kunden in der schwierigen Konjunktur aber fundierte Beratung und Hilfestellungen mehr denn je. Es geht ja nicht immer nur um Geld, aber es liegt schon vieles an der Bank. Da sind wir einfach gefordert.“
Eine besondere Herausforderung stellen die Klein- und Mittelbetriebe dar – gut zwei Drittel von ihnen sind bei Finanzierung und bei Investitionen auf Kredite angewiesen, nur rund ein Drittel kann dabei auf Eigenkapital zurückgreifen. Mit der allerorts kolportierten „Kreditklemme“ und den strengeren Eigenkapitalrichtlinien seit Basel II haben viele dieser Betriebe schwer zu kämpfen. „Das ist für viele nicht einfach“, stimmt auch Andreas B. zu.
Auch im Privatkundensektor merke man oft, dass die Menschen mit viel mehr Problemen – auch finanziellen – als vor der Krise zu kämpfen hätten, meint Andreas B. „Für viele ist es sehr, sehr knapp, das merkt man sehr oft.“ – „Als Bank steht man dabei oft im Zwiespalt – einerseits ist es das Ziel, den Kunden in seinen finanziellen Angelegenheiten und bei seinen Wünschen zu unterstützen, andererseits ist es bei einigen Kunden auch manchmal notwendig, Grenzen zu setzen, damit gedankenloser Umgang mit Geld und endlose Kontoüberziehungen nicht plötzlich zum Schaden des Kunden zu Überschuldung führen. Manchmal erzeugt das Unmut – damit umzugehen ist auch für uns nicht immer einfach. Manchmal ist es dann nicht leicht, die Bank zu sein“, lächelt Andreas B. Schulden und Überschuldung seien heutzutage ein ernstes Thema, meint der Banker. „Man braucht sich nur die ständig steigende Zahl der Privatkonkurse anschauen. Aber kaum einer ist sich über die langfristigen Konsequenzen klar, die das eben auch mit sich bringt. Aufklärung ist schon ganz wichtig“. Aber hier würde – gerade in den letzten Jahren wirklich viel getan.
Vom Image der „bösen Bank“ hält er aber nichts: „Natürlich müssen Banken Geld verdienen – wie jedes andere Unternehmen auch. Aber wir sind Dienstleister: Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht immer der Kunde.“