Geldanlage bei der Big Bank: Hohe Zinsen seriös?

Geldanlage in Österreich: Eine genaue Betrachtung der Big Bank aus Estland

tallinn estland big bank geldanlageIm Zuge meiner Nachforschungen zur gewinnbringenden Geldanlage in Österreich 2012 bin ich unter anderem auch auf die Big Bank gestossen. Die sehr guten Konditionen auf Festgeld haben mein Interesse geweckt, und ich begann mich näher mit dem Unternehmen auseinanderzusetzen.

Die Big Bank kommt aus Estland, und existiert seit 1992. Der aktuelle estnische Staat existiert erst seit 1991. Nur zum Vergleich. Seit Februar 2010 ist man nun auch in Österreich tätig. Mit unglaublich hohen Zinsen auf Festgeld hat man rasch die Aufmerksamkeit der österreichischen Sparer auf sich gelenkt. Auch in Deutschland ist man bereits aktiv. Es wird heiss diskutiert ob die Big Bank denn nun seriös wäre, und man ihr sein Erspartes anvertrauen könne. Die Ergebnisse meiner Nachforschungen möchte ich hier gerne mit meinen Lesern teilen.

Im Internet kursieren bereits einige Erfahrungsberichte zur Big Bank. Einige sind sehr positiv ausgefallen, bei anderen Artikeln vergeht es einem sehr rasch dieser Bank sein Geld anzuvertrauen. Es ist daher wichtig sich seine eigene Meinung darüber zu bilden.

Die Grundregel der Geldanlage dürfte nichts an ihrer Aktualität eingebüsst haben: je höher der Ertrag, desto höher das Risiko. Die isländische Kaupthing Bank lässt grüssen. Auch diese Bank lockte viele Anleger mit hohen Zinserträgen und einer isländischen Einlagensicherung bis zu einer Höhe von 20.887 Euro. 100 Prozent dieses Betrages sei jedem Anleger vom isländischen Staat garantiert worden. Das Ende ist bekannt. Island stand vor dem Staatsbankrott und die Bank hörte im November 2009 zu existieren auf.

Kleine Länder und grosse Banken gelten von daher immer als grosses Sicherheitsrisiko. Und ja, Estland kann man mit 1,3 Millionen Einwohnern durchaus als kleines Land ansehen.

Wirtschaft in Estland

Wie sieht es derzeit mit der Wirtschaft in Estland aus? 2009 wurde das Land durch eine heftige Rezession durchgebeutelt. Die Politik reagierte mit einem strikten Sparkurs. Die öffentliche Verschuldung gilt zwar als die niedrigste im Euro Raum, doch von der Euro Krise ist das Land trotzdem betroffen. Sie hat den konjunkturellen Höhenflug Estlands unerwartet heftig gebremst.

Nur auf Grund der satten Rücklagen, die das Land in den wirtschaftlichen erfolgreichen Jahren angelegt hatte, entging man während der Krise dem Schicksal seines Nachbarlandes Lettland, dass um internationale Hilfe bitten musste. Eine Volkswirtin der Nordea Bank sagt dem Land in diesem Jahr nur mehr ein Wachstum von 2 Prozent voraus.

Bis Ende 2007 hatte Estland die Finanzierung des Inlandswachstums über Kapitalimporte gelöst. Der starke Konsum und die erhöhte Nachfrage zu Investitionen, hätten demnach zu rasch steigenden Leistungsbilanzdefiziten geführt. Diese wurden von ausländischen Direktinvestitionen, Bonds und Auslandskrediten finanziert. Durch die internationale Neubewertung des Risikos, und die folgende Eröhung der Zinssätze, führte die Abhängigkeit vom Ausland zu den Kreditengpässen, da dadurch auch die Kosten zur Finanzierung der lokalen Wirtschaft steigen. (Quelle: Kredit45.at)

Die Auftragseingänge der Industrie sind im Jahr 2009 um fast 41 Prozent eingebrochen.

Arbeitslosigkeit in Estland

Die Arbeitslosigkeit Estlands stand Anfang 2010 bei 16,9 Prozent. 2009 waren es nur 11,4 Prozent. Ende 2010 ist sie dann sogar bis auf 20 Prozent gestiegen. Ein Grund der hohen Arbeitslosigkeit ist in der rigorosen Sparpolitik der Regierung zu finden.

Details zur Big Bank

Die Big Bank wurde 1992 von einen Studenten der südlichen Universitätsstadt Tartu gegründet. Er begann ganz klein mit dem Verleihen kleiner Summen an Freunde und Verwandte. Inzwischen gilt die Bank als eine der Profitabelsten des Baltikums. Die Eigenkapitalquote soll bei 22,4 Prozent liegen. Im Geschäftsjahr 2010 verzeichnete sie einen Gewinn von 5,3 Millionen Euro. Trotzdem wird man von der Rating Agentur Moodys sehr schlecht bewertet. Doch dazu etwas später.

Versprechen der Big Bank

Die Big Bank wirbt mit folgenden Versprechen:
– 5,65 Prozent Zinsen bei einer Einlage über 10.000 Euro und mindestens 10 Jahren Laufzeit
– alle Einlagen und Zinsen werden bei der BIGBANK über den estnischen Einlagensicherungsfonds bis zur Gesamtsumme von 100.000 Euro je Sparer vollständig garantiert
– BIGBANK wurde 2011 als „Beste Bank für langfristiges Festgeld“ ausgezeichnet
– Persönlicher Kundenservice
– Keine Konto und Verwaltungsgebühren
– Garantiert bestes Zinsangebot am Markt

Kritik an der Big Bank

Der besonders kritisch geht der Blogbericht http://lauwarm.net/2010/04/vorsicht-bigbank-hohe-zinsen-nicht-in-euro/ in’s Gericht mit der Bank.
Folgende Punkte werden kritisiert:
– Auslandsüberweisungsgebühren im Bereich von 20 bis 100 Euro (dürfte erledigt sein da Estland seit Januar 2011 den Euro als Währung hat)
– Es fallen Wechselgebühren an (dürfte sich damit auch erledigt haben)
– Über fix veranlagtes Geld kann ich nicht mehr frei verfügen (damit muss ich rechnen wenn ich Geld fix veranlage)
– Minderung des Sparguthabens durch Risiko einer Inflation in Estland (seit der Euro Einführung dürfte dieses Risiko auch nicht mehr höher sein als in Deutschland oder Österreich)
Man muss allerdings hinzufügen dass dieser Artikel im April 2010 erstellt wurde, und somit nicht als aktuell gelten kann. Vor allem die Einführung der Euro Währung hat viele Kritikpunkte an der Big Bank aufgehoben.

Kritik gab es Anfang 2010 auch von Ökotest.de.
Folgende Punkte wurden beanstandet:
– Abwicklung im Ausland (es gilt estnisches Recht)
– Rendite fällt magerer aus als es die Nominalverzinsung suggeriert
– Einlagesicherungssystem eines kleinen Landes wie Estland taugt bei Staatspleite nichts
– Banken aus Estland stehen grundsätzlich auf wackeligen Füssen
– Ratingagentur Moody’s stuft die Finanzstärke der Big Bank mit „E“ ein (Das ist der niedrigste Stand, den es bei Moody’s für Banken gibt)
– Die isländische Kaupthing Bank wurde vor ihrem Kollaps ähnlich bewertet
Fazit: Bei einer Pleite der Bank kann man sich schon einmal einen estnischen Übersetzer und einen estnischen Rechtsanwalt nehmen um seine Rechte bezüglich der Einlagensicherung durchzusetzen. Das kann sehr teuer werden, und verlockend klingt das nicht.

Auch im Finanz-Forum.de wurde über die Big Bank diskutiert. Auch hier war die Einschätzung überwiegend negativ.
Kritikpunkte waren:
– Estnische Finanzprobleme
– haarsträubende technische Probleme der Internetseite beim Log In
– fragwürdiger Kundenservice
– kostenpflichtige Hotline

Sehr kritisch wird ebenso angemerkt dass sich die Big Bank keiner zusätzlich freiwilligen Einlagensicherung bereit erklärt hat. Diese wäre beispielsweise in Deutschland möglich gewesen.

Positive Berichte zur Big Bank

Doch natürlich sind nicht alle Berichte über die Big Bank negativ. Die Ratingagentur Standard & Poors soll die Bank Mitte 2009 mit „A“ bewertet haben, jedoch mit negativer Erwartung für die Zukunft. Verwirrend, da die Ratingagentur Moodys wie bereits oben erwähnt zu ganz anderen Schlüssen gekommen ist.

Positive Wortmeldungen gibt es auch auf http://www.finanz-journal.at/bigbank-ist-hier-vorsicht-angebracht/. Hier wird vor allem der kritische Artikel von Lauwarm.net zerpflückt.
Das Finanz-Journal war bezüglich der Euro Einführung um einiges treffsicherer als der Kollege von Lauwarm.net. Die Angst vor einer Inflation bezeichnet man beim Finanz-Journal als „abstrus“.
In der Kommentarspalte findet man auch noch eine Wortspende eines Anlegers der es gewagt hat bei der Big Bank Geld anzulegen. Er berichtet folgendes:
– Registrierung und Postident Verfahren ohne Probleme
– Login Problem
– unwilliger Kundenservice zu Beginn
– inzwischen wird besserer Kundenservice geboten
– österreichische Kunden werden von Deutschland aus betreut
– Auftreten gegenüber den österreichischen Kunden ist mangelhaft
– Probleme bei Überweisungsgebühren (Mai 2010)
– Bestätigung der Eingang der Geldbeträge ohne Eingangsdatum
– Benötigte Dokumente erhält man nur auf Nachfrage

Interview mit einem Big Bank Mitarbeiter

Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Interview mit dem Verantwortlichen der Big Bank für das gesamte Auslandsgeschäft. Das Interview besticht durch gute Fragen und ausführliche Antworten. Unter folgender URL ist es verfügbar: http://www.bankkonditionen.at/news/index.php/big-bank-internet-bank-aus-estland-sicher-gut/398/

Mein persönliches Fazit zur Geldanlage bei der Big Bank

Höherer Zinsertrag = Höheres Risiko. Das ist auch bei der Big Bank nicht anders. Natürlich kann eine langfristige Geldanlage von 10 Jahren mit einer Summe über 10.000 Euro gutgehen, und sich der Anleger am Ende über ein sehr gutes Geschäft freuen. Doch gibt es dafür eine Garantie? Nein! Wenn die Bank an der internationalen Finanzkrise zerbricht und das Geld weg ist, darf man auch nicht jammern oder das völlig überraschte Opfer mimen. Besonders in unsicheren Zeiten wie diesen würde ich jedes zusätzliche Risiko meiden.

Verspüre ich den Drang nach Risiko und Nervenkitzel, dann besuche ich ein Wettbüro und setze auf Fussballspiele. Da habe ich dann, wenn ich verliere, zumindest Spass und Unterhaltung gehabt. Das dürfte bei einer Pleite der Big Bank allerdings wegfallen.

Es ist allerdings in der Tat etwas irreführend wenn Sparbücher generell immer als sicher angesehen und als solche beworben werden. Ein mir bekannter Finanzjongleur meinte nach einem kurzen Blick auf die Big Bank Seite mit kritischem Ton: „Da sind meine Aktien sicherer, als ein Konto bei dieser Bank.“ Diese Meldung sagt eigentlich schon viel aus. Ich persönlich werde mir bei der Big Bank daher kein Konto anlegen. Man wird sehen ob es das Unternehmen in 10 Jahren noch gibt, und ob ich mit meiner Vorsicht Recht oder Unrecht hatte.

Wer sich trotzdem mit der Big Bank näher befassen möchte, kann dies hier tun:

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Bild: © Jaak Kadak | Dreamstime.com

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