Mikrokredite sind ein Weg aus der Armut, ganz besonders in Bangladesch und anderen unterentwickelten Ländern. Die Grundidee des Mikrodarlehns liegt darin, armen Menschen aus dem Elend herauszuhelfen, und sich selbst zu verwirklichen. All jene, die kein Geld von ihrer Bank bekommen, können einen Mikrokredit beantragen wenn sie ein kleines Unternehmen gründen möchten, um damit den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Rosalie Botie, eine Frau aus Côte d’Ivoire – einem westafrikanischen Land – hatte nach Ausbruch des Bürgerkriegs verzweifelt versucht, einen Kredit zu bekommen, um einen kleinen Marktstand aufzubauen. Doch weder vom Staat noch von den Banken hatte Rosalie Botie im Jahre 2002 einen Kredit erhalten können und selbst die Entwicklungshilfsorganisationen hatten kein Geld für Boties Marktstand übrig. Heute allerdings ist Rosalie Botie aus Côte d’Ivoire Präsidentin einer großen Marktkooperative mit rund 200 Händlerinnen.
Wie hat die Frau es geschafft, sich so zu verwirklichen?
Nachdem sie keinen willigen Kreditgeber finden konnte, sprang Oikocredit Austria hilfreich ein. Oikocredit Austria ist ein Österreichableger der niederländischen Oikocredit Bank, welche seit nunmehr 35 Jahren Mikrokredite in den Entwicklungsländern vergibt. Ein solches Mikrodarlehen war es, welches Rosalie Botie den Einstieg in die Selbstständigkeit ermöglichte und somit eine erfolgreiche Geschäftsfrau aus ihr machte.
Doch leider gibt es unter den Anbietern der Mikrofinanzierungen auch viele schwarze Schafe, die hohe Rendite kassieren möchten und mit guten tun werben. Dies allerdings passt nicht zusammen, so jedenfalls sieht es Peter Rüspök – der ehrenamtliche Leiter der Oikocredit Austria – und fordert daher ein „Gütesiegel für Mikrokredite“, um zu gewährleisten, dass die Spreu vom Weizen getrennt werden kann.
Denn nicht nur Erfolgsgeschichten sind mit den Mikrokrediten in Verbindung zu bringen. Leider haben sich auf dem Mikrokredit-Markt sehr viele Kredithaie eingenistet, die mit der Verzweiflung der armen Menschen ihr Geld machen. Sie vergeben Mikrodarlehen, die mit hohen Zinsen behaftet sind. Von sozialer Verantwortung kann somit nicht die Rede sein. Erschütternd war die jüngste Nachricht aus Indien, in der sich eine verzweifelte junge Mutter mit Benzin übergossen und angezündet hatte, weil sie ihre wöchentliche Kreditrate für ihren Mikrokredit nicht mehr aufbringen konnte. Diesbezüglich handelte es sich um eine Summe von 5 Euro. Wie die lokale Zeitung berichtete, sei dies kein Einzelschicksal im ostindischen Bundesstaat Andrha-Pradesh.
Der gute Ruf der Mikrokredit Finanzierung gerät durch solche erschreckenden Meldungen immer mehr in den schlechten Ruf. Der ehrenamtliche Leiter der Oikocredit Austria verspricht sich daher von einem Gütesiegel für Mikrokredite – den unseriösen Kreditanbietern Einhalt zu gebieten und den guten Ruf der seriösen Mikrodarlehen-Anbieter wieder herzustellen.