Kreditvergabe aus der Sicht von Kreditnehmer und Kreditgeber

Alles nur Ansichtssache? Das gleiche Kreditanliegen wird von verschiedenen Seiten teilweise sehr unterschiedlich beurteilt.

Reinhart N. erzählt: „Ich brauchte dringend einen Kredit, wir wollten unsere Wohnung umbauen und sanieren. Ich hatte dabei fest mit meiner Bank gerechnet – die Ablehnung kam dann wie ein Schlag. Noch dazu hatten wir in der Küche bereits begonnen, das war eine verzwickte Lage.“ Die Ablehnung wurde von der Bank damit begründet, dass das Einkommen von Reinhart N. einfach zu niedrig sei, und die Haushaltskosten sehr hoch. „Das stimmt schon, mein Einkommen als Installateur ist nicht die Welt, und die Leasingraten fürs Auto muss man natürlich auch berücksichtigen. Meine Freundin hat zwar nur Karenzgeld, verdient aber auch stundenweise was dazu, und ich kann auch ab und an bei Bekannten noch arbeiten. Für die Bank reichte das jedenfalls nicht. In seiner schwierigen Lage wandte sich Reinhart N. an einen Kreditvermittler – „und da war das alles kein Problem. Innerhalb von zwei Tagen hatte ich eine Zusage, ohne Wenn und Aber.“ Die Zinsen seien zwar vielleicht etwas höher als sie bei seiner Bank gewesen wären, „aber wir möchten den Kredit ja ohnehin so schnell wie möglich zurückzahlen.“

Andreas B. als Banker nickt dabei nachdenklich. Für ihn ist die Entscheidung der Bank schon nachvollziehbar. „Außer dem regelmäßigen Gehalt sind ja praktisch keine Sicherheiten vorhanden – und da braucht nicht viel passieren, in dieser Lage, schon beim Verlust des Arbeitsplatzes wird es wahrscheinlich sehr schwierig, den Kredit zurückzuzahlen. Vor allem bei der Kredithöhe von 25.000 Euro wird das schnell zu einer schweren Bürde. Und die höheren Zinsen gehen meist ja auch mit exorbitanten Mahnspesen einher, auch nur bei einem kleinen Zahlungsrückstand häuft sich dann gleich ein riesiger Berg an, der dann schwierig zu bewältigen ist.“ Was Andreas B. aber bedenklich findet, ist, dass es über den Finanzierungsbedarf nie ein wirkliches Gespräch gegeben hat. „Man hätte sich schon zusammensetzen können – und ganz bestimmt auch eine risikoärmere Lösung finden können für den Finanzierungsbedarf, bei Sanierungen gibt es teilweise auch Förderungen. Wenn man alles in Betracht gezogen hätte, wäre wahrscheinlich auch vonseiten der Bank eine gute und vertretbare Lösung möglich gewesen.“

Bei Anita S. lag der Fall ein wenig anders – auch die Kredithöhe war wesentlich niedriger. Im Ganzen ging es nur um eine Summe für die Anschaffung eines neuen Autos – gerade mal 7.000 Euro. Ihre Hausbank hatte – ebenfalls wegen des relativ geringen Einkommens – Bedenken. „Was mich dabei so geärgert hat, ist, dass ich mich wirklich um ein Gespräch bemüht hatte, aber mehr oder weniger sehr brüsk abgefertigt wurde. Das hat mich dann auch bewogen, die Bank zu wechseln.“ Bei der neuen Bank hätte man Verständnis gezeigt für ihr Anliegen, und nach zwei Monaten bekam Anita S. ohne Probleme den Kredit bei ihrer neuen Bank. „Der Wechsel war wirklich eine gute Entscheidung – auch in allen übrigen Belangen fühle ich mich dort einfach wesentlich besser aufgehoben.“

Für Andreas B. eine klare Sache: „Den Kunden entgegenzukommen ist natürlich wichtig – das zeigt auch dieser Fall deutlich. Banken sind Dienstleister – für ihre Kunden. Kreditvergabe hat natürlich auch immer etwas mit Vertrauen zu tun – es ist sehr wichtig, auch das Gefühl zu haben, dass der Kunde mit seinen Verpflichtungen zurechtkommt, und sie ordnungsgemäß und verlässlich erfüllt. So etwas kann durchaus manchmal den Ausschlag geben, in manchen Fällen. Oder auch umgekehrt. In diesem Fall haben beide etwas Positives erreicht. Der Kunde und die Bank. Und so sollte es auch sein.“